Maskenfabrik Nick

Herkunft

Deutschland, Baden-Württemberg, Oberschwaben, Ravensburg, Thüringen, Sonneberg

Geburtsjahr

1852

Sterbejahr

1952

Schaffensperiode

1852-1952

Beruf

Maskenfabrik

Ausbildung

Der bei Tettnang geborene Carl Josef Nick (1823-1883) ließ sich 1852 in Ravensburg nieder. Zuvor hatte er in Ehingen gewohnt und dort vermutlich auch schon eine Maskenfabrik betrieben. Er stammte aus einer wohlhabenden vorderösterreichischen Beamtenfamilie, die schon Generationen zuvor einen engen Bezug zu Altdorf und Ravensburg hatten. So heiratete der Vater des Firmengründers Philipp Hugo von Nick 1822 die Altdorfer Bürgerin Caroline von Schnitzer und war in den 1830er Jahren Revierförster in Altdorf. Der Großvater Carl Joseph Nick war um 1800 Oberzoller in Altdorf.
In der Roßbachstrasse 15 befand sich die erste Maskenfabrik von Carl Josef Nick in Ravensburg. Zur Straße hin gab es einen kleinen Laden, in dem die Masken und andere hergestellten Produkte verkauft wurden, die in der dahinter liegenden Stube produziert worden waren. 1874 konnte er sich für die hohe Summe von 10.000 Gulden das Haus Humpisstraße 7 (ehemaliges Schulgebäude) kaufen und die Fertigung deutlich ausweiten.
Doch für den wirtschaftlichen Erfolg wurde eine Verlagerung der Produktion nach Sonneberg, in das Zentrum der maskenproduzierenden Industrie unvermeidlich. 1879 errichtete Nick schließlich in Sonneberg seine Maskenfabrik, die innerhalb weniger Jahren zu den bekanntesten deutschen Herstellern von Karnevalsartikeln gehörte. Neben der großen Fabrik in Sonneberg hatte er noch einen weiteren Produktionsstandort in Coburg und in Zwenkau stellte er Illuminations-Laternen und Kopfbedeckungen her. Vermutlich aus gesundheitsbedingten Gründen verkaufte Carl Joseph Nick die Fabrik an seine Söhne Otto und Hugo, lediglich für den Betrieb in Ravensburg wollte er auch weiterhin als Prokurist tätig sein.
Sein Sohn Hugo (1850-1918) war nach der Schule in Ravensburg nach München gegangen und hatte dort an der Kunstakademie Bildhauerei und Malerei studiert. Danach betrieb er eine kunstgewerbliche Werkstätte. Für die Maskenfabrik entwarf er die Maskenmodelle und andere Karnevalsartikel. Später zog er nach Berlin, wo er ein großes Masken– und Kostümgeschäft betrieb und u.a. Theater und die junge Filmindustrie belieferte. Der jüngste Sohn Richard Nick (1862-1899) war akademisch gebildeter Kostümschneider und machte für die Maskenfabrik in Sonneberg Entwürfe. Bis zu seinem frühen Tod leitete er auch die Fabrik in Zwenkau. Der Kaufmann Otto Nick (1856-1934) führte bis zu seinem Tod die Maskenfabrik seines Vaters fort. Um 1900 stand die Firma in ihrer höchsten Blüte. Mit dem Ersten Weltkrieg kam der erste große Einbruch und die Produktion stand völlig still. Nach Kriegsende nahm Otto Nick die Produktion wieder auf, ohne allerdings an die guten Geschäfte davor anknüpfen zu können.
Nach dem Tode Otto Nicks übernahm eine Verwandte den Betrieb, da alle seine Kinder bereits vor ihm gestorben waren. Diese führte den Betrieb bis zum Ausbruch des Zweiten Weltkrieges 1939. Von diesem Einbruch erholte sich die Maskenfabrik nicht mehr und nur noch wenige Masken wurden verkauft. Durch die Deutsche Teilung waren die ganzen Absatzmärkte für die Maskenfabriken weggebrochen, lagen doch die großen Karnevals– und Fastnachtshochburgen alle im Westen. 1952, zum 100–jährigen Jubiläum, wurde der letzte Katalog der Firma Nick herausgegeben.

Weitere Informationen

Nach der Gründung seines Betriebs 1852 verkaufte er an Fastnacht zunächst Masken, die er von den Maskenfabriken Fischer in Schalkau und Spindler aus Sonneberg (Thüringen) bezogen hatte. Seit 1854 stellte er die Masken in der Fabrik selber her und exportierte bereits in die Schweiz, nach Österreich und Südfrankreich. Zu seinem Sortiment gehörten überwiegend Papier- Wachs- und Gazemasken, sowie komplette Kostüme für Fastnacht und Theater. In der Wochenzeitschrift „Preussisches Handelsarchiv“ wird 1856 in einem Bericht über die Industrieentwicklung Württembergs extra hervorgehoben, dass in Ravensburg „Masken gefertigt werden, welche in ganz Europa starken Absatz haben“. Zu dieser Zeit sind 8 Arbeiter und 11 Arbeiterinnen beschäftigt. Mit Hilfe von Maskenmalern und Maskenauflegern aus Sonneberg und Heinersdorf erweiterte er die Produktion ab 1871 deutlich.
Auch nach der Verlagerung der Produktion nach Sonneberg blieb die Drahtmaskenherstellung in Ravensburg erhalten. So ist in der „Beschreibung von Land, Volk und Staat“ des statistischen Büros des württembergischen Königs von 1884 zu lesen: „Ein größeres Maskengeschäft in Ravensburg, das in seinem Filial in Sonneberg (Thüringen) 150 Personen mit Fertigung von Papiermasken beschäftigt, fertigt in Ravensburg mit 18 Personen Drahtmasken und Dominos.“
In Thüringen arbeitete die Maskenfabrik Nick mit sehr vielen Heimarbeitern aus den Orten rund um Sonneberg. Während die Pappmache- und Gazemasken fast komplett in Heimarbeit entstanden, wurden die Drahtmasken in der Fabrik hergestellt. Otto Nick war sehr geschäftstüchtig und bewarb die Masken international von Mailand, Venedig, Nizza bis Wien. Seit der Verlagerung der Produktion nach Thüringen kam auch der Export nach Südamerika und in die USA immer stärker dazu. Vertrieben wurden die Masken über Verkaufskataloge, die in verschiedenen Sprachen internationale an Händler verschickt wurden. Zudem gab es in Berlin und Paris ein sogenanntes Musterzimmer, in dem die angebotenen Artikel besichtigt werden konnten. Auch auf den Leipziger Messen war die Firma Nick ab 1879 jährlich vertreten.
Als Prokurist der Maskenfabrik Nick war viele Jahre Julius Bähring tätig, der sich nach einem Zerwürfnis 1898 mit der Maskenfabrik Bähring in Sonneberg selbständig machte.

Noch aktiv

nein

Quellenangaben

Familienchronik der Familie Nick (zur Verfügung gestellt von der Familie)
Häusele, Adolf (1962): Carl Josef Nick. Geschichte einer Firma.
Königliche Statistisch-Topographische Bureau (1884): Das Königreich Württemberg: Eine Beschreibung von Land, Volk und Staat, 715.
Oberschwäbischer Anzeiger: Ausgaben vom 10.02.1854 und 14.02.1862
Reutter, Andreas (2013 ): Drahtgazelarven, S. 12ff.
Reutter, Andreas (2015 ): Museumsblättle, S. 61
Stadtarchiv Ravensburg
von Diebahn, Saint-Pierre (1856): Preussisches Handelsarchiv. Wochenschrift für Handel, Gewerbe und Verkehrsanstalten, Ausgabe vom 29.02.1856
Weber-Kellermann, Ingeborg (1964): Die Maskenmacher aus dem Thüringer Wald, in: Hessische Blätter für Volkskunde 55, 109-122.

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