Willi, Albert Anton „Natè“

Herkunft

Schweiz, Graubünden, Domat/Ems

Geburtsjahr

1872

Sterbejahr

1954

Schaffensperiode

1905 - 1952

Beruf

sonstiger Beruf, Landwirt, Waldarbeiter, Wegmacher

Ausbildung

Albert Anton Willi wurde 1872 als viertes Kind aus dritter Ehe in einer Bauernfamilie in Domat/Ems geboren. Er erlernte keinen Beruf, sondern half bis zu seiner Heirat 1902 den Eltern im bäuerlichen Betrieb. Für die Emser Maiensässe arbeitete er im Sommer als Wegmacher und über den Winter als Waldarbeiter. Parallel dazu betrieb er eine kleine Landwirtschaft.
Zum Schnitzen kam er bereits als Jugendlicher, vermutlich 1905 entstand seine erste Holzmaske. Seine rege Schnitzertätigkeit begann aber erst in den 1920er Jahren. Bis 1928 hatte er ca. 30 Masken geschnitzt, insgesamt besteht sein Lebenswerk aus rund 400 Masken.

Weitere Informationen

Albert Anton Willi konnte sich bei seinen Masken auf keine lokale Maskentradition stützen. Vielmehr hat er einen eigenen charakteristischen Maskenstil entwickelt, einerseits sehr archaisch geprägt, andererseits auch mit Ähnlichkeiten zu westafrikanischen Masken. Typisch sind die übergroßen weiß gefassten Augen. Möglicherweise haben Zeitschriften, wie Missions- und Familienblätter, mit ihren Berichten über fremde Kulturen eine Inspirationsquelle dargestellt. Vorlagen für neue Masken bekam er, in dem vor dem Spiegel selber Fratzen schnitt. Neben zahlreichen Schreckmasken entstanden auch einzelne Karikatur- und Tiermasken, wie Katze, Hund, Schwein, Ziege und Affe.
Die Masken seiner ersten Schaffensperiode (bis ca.1930) haben eine relativ kleine symmetrisch angeordnete Nase und die Augen befinden sich bei allen Masken noch auf gleicher Höhe. Typisch für diese Phase ist auch die Aushöhlung auf eine relativ dünne Wandstärke mit einem Handbohrer.
Die späteren Masken ab 1930 zeigen stark verzerrte asymmetrische Gesichter in einer sehr großen Formenvielfalt. Zugleich zeigt sich deutlich seine Entwicklung zu einem handwerklich versierten Schnitzer.
Ab den 1940er Jahren wurden seine Masken von der Jugend im Dorf an der Fastnacht getragen. Hierfür verlieh er seine Masken bis 1952 für 30 Rappen am Tag.
Als Holz verwendete Willi zunächst alles, was er in seiner Tätigkeit als Waldarbeiter bekommen konnte, von Linde über Ahorn bis zur Weißtanne. Später verwendete er fast ausschließlich Erlenholz. Die Masken entstanden dabei auf keiner Werkbank sondern er schnitzte mit den einfachsten Werkzeugen auf dem Schoss, wobei er mit den Knien den Holzklotz festhielt.
Üblicherweise bemalte Willi seine Masken selbst, in den 1930er Jahren haben jedoch Antiquitätenhändler viele Masken künstlich auf alt fassen lassen, um sie teuer als historische Stücke im Kunsthandel und an Museen zu verkaufen. Bereits 1922 kam eine erste Maske von ihm ins Rätische Museum, seit 1937 sind sie im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg zu sehen. Die größten Sammlungen von Willi-Masken befinden sich heute im Museum Rietberg in Zürich (Maskensammlung von Baron Eduard von der Heydt), im Museum der Kulturen in Basel und bei der Gemeinde Domat/Ems, aber auch in Museen in den USA. Auch im Fastnachtsmuseum Schloss Langenstein und im Internationalen Maskenmuseum in Diedorf befinden sich mehrere Willi-Masken.

Noch aktiv

nein

Quellenangaben

Fontana, Armon (1997): Albert Anton Willi (1872-1952). Maskenschnitzer
Jörger-Rageth, K. (1968): Ein Bündner Maskenschnitzer; In: Bündner Jahrbuch: Zeitschrift für Kunst, Kultur und Geschichte Graubündens, Band 10, S. 50 ff.
Bündnerisches Monatsblatt: Zeitschrift für bündnerische Geschichte, Landes- und Volkskunde (1928): Chronik für den Monat Januar 1928, S. 63.

Bilder: Rudolf Fontana, Domat/Ems; Robert Ottiger, Kriens, Jules Geiger; Flims

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