Der Sieg des Frühlings über den Winter – was bei uns Kontroversen hervorruft, bildet in den beiden Tiroler Orten Imst und Nassereith die Grundlage für eine ganz außergewöhnlich schöne Fasnet.
Und beide waren Anlaufpunkte der diesjährigen Kulturfahrt der Larvenfreunde.
Den Auftakt der zweitägigen Fahrt bildete am Samstag der Besuch der Sonderausstellung „Hinter der Maske – Zur Bedeutung und Rolle der Maske in Alltag, Kunst und Kultur“ im Landesmuseum Innsbruck. Für uns Larvenfreunde war es interessant, verschiedenste Perspektiven, Aspekte und Einsatzmöglichkeiten unterschiedlichster Maskentypen in einer neuartig konzipierten Ausstellung beleuchtet zu sehen.
Neben der Sonderausstellung, dem eigentlichen Ziel unseres Besuches, war jedoch auch die Dauerausstellung des Landesmuseums faszinierend, schließlich ist Fasnacht nur ein Teil einer, gerade in dieser Region, reich bestückten Volkskultur. Diese in all ihren Facetten über die Jahrhunderte hinweg dargestellt zu sehen, war nicht minder beeindruckend.
Am Abend hatte wir das große Glück und Vergnügen, Herrn Professor Nussbaumer für einen Vortrag gewonnen zu haben, der uns tief in die Larventypen und Gestalten der Tiroler Fasnet einführte. Bildreich, wortgewaltig und einprägsam- und der Sonntag hatte noch nicht einmal angefangen.
Der erste Weg führte uns an diesem zweiten Tag nach Imst. Manfred Waltner erwartete uns im Haus der Fasnacht. Das Gebäude an sich ist bereits ein Augenschmaus, die Geschichte dahinter nicht weniger beeindruckend. Mehrere tausend ehrenamtlich geleisteter Arbeitsstunden und eine knappe Million Euro stecken in diesem Schatzkästchen. Ein erhabener Aufbewahrungsort für die Imster Larven der Roller, Scheller, Spritzer, Sackner, Einzelmasken und der anderen Figuren des Imster Schellenlaufens. Dazu informiert die Besucher ein ausgeklügeltes Mediensystem. Nur schwer konnten sich die Larvenfreunde von den ausgestellten Masken im Unter- und Erdgeschoss losreißen und in die höher liegenden Räume weitergehen, nicht weniger gefüllt mit Hästeilen und Narrenattributen, von denen wiederum kaum ein Fortkommen war.
Nicht freiweillig, sondern aus reinem Zeitdruck ging die Fahrt dann weiter, um im Fasnachtshaus in Nassereith erneut in Verzückung zu geraten. Hier erwartete uns fast das gesamte Komitee, welches, nach einem kurzen Einführungsvortrag, geduldig Rede und Antwort stand. Dann wurden wir erneut in ein Untergeschoss geführt und von über 450 Larven überwältigt. Die Dreieinigkeit von Scheller, Roller und Kehrer, daneben die anderen Masken des Schönen Zuges und der ‚Wilden Fasnacht‘ drücken eine Einheit aus, die (Gruppen-) Singularität innerhalb einer großen Einheit schafft.
Imst und Nassereith, zwei, vom ersten Eindruck her sehr ähnliche Fasnachtsorte, die erst bei der tieferen Beschäftigung mit ihnen eine differenzierte Ausprägung eröffnen. Auch die Larven verstehen ihr Handwerk. Scheinen sie sich auf den ersten Blick für uns Larvenfreunde in die Vielzahl verschiedenster Maskentypen einzureihen, die wir in den letzten Jahren kennenlernen durften, so drückt sich auf den zweiten Blick eine eigenartige, leichtgängige und doch schwermütige Schönheit aus, die tief berührt. Dazu geschieht hier eine Fasnet, die so urtümlich und ansprechend ist, dass sie nicht vieler Worte bedarf, um sich ins Herz der Larvenfreunde zu schleichen.
Ein bewegendes und tief greifendes Wochenende, eingebettet in die wunderschöne, erhabene Naturlandschaft Tirols.