Ein Spruch im Land geht ab und uff: Als Gott der Herr die Welt erschuf, da dachte er vor allen Dingen an sein geliebtes Wellendingen. Wie im siebten Himmel gefühlt haben sich sicherlich auch die zahlreichen Mitglieder der Alemannischen Larvenfreunde, die am vergangenen Wochenende zur Hauptversammlung 2024 ins Bürgerhaus nach Wellendingen gekommen sind.

Begrüßt wurden sie bereits vor der Versammlung von der Strohbärengruppe der Narrenzunft Wellendingen, die das aufwändige Binden eines Strohbären vorführte. Nach Grußworten von Vizezunftmeister Gerd Angst sowie des Bürgermeisterstellvertreters Tobias Schlenker erfolgte der offizielle Teil der Mitgliederversammlung mit dem Bericht des Vorsitzenden Clemens Fuchs zum abgelaufenen Vereinsjahr und den durchgeführten Veranstaltungen. Insbesondere die zweitägige Kulturfahrt nach Tirol erfreute sich so großer Beliebtheit, dass sogar Interessenten abgesagt werden musste. Erfreulich war auch der Bericht zur Entwicklung der Kasse und Mitgliederzahl von Stephan Strauss. Es folgten Informationen von Andreas Reutter zur Entwicklung des Virtuellen Maskenmuseums sowie zur aktuellen Ausstellung in der Wechselvitrine im Fastnachtsmuseum Narrenschopf. Hier werden aktuell Larven aus dem Rottaler Bauernfasching sowie der Munderkinger Rathaushexen präsentiert, die alle vom Bildhauer Dominik Dengl aus Malching stammen.

Bei den Neuwahlen des Vorstandes wurde Martin Wernet (Elzach) einstimmig als 2. Vorsitzender wiedergewählt. Auch die Beisitzer, Wolfgang Koch (Endingen a. K.), Andreas Reutter (Weingarten), Jimmy Schneider (Hirrlingen) und Andreas Ulmer (Rottenburg) wurden für weitere 2 Jahre gewählt. Neuer Schriftführer wurde Alexander Kohlen aus Schramberg. Vervollständigt wird der Vorstand mit dem neuer Beisitzer Peter Bauer aus Ellwangen. Den beidem ausscheidenden Vorstandsmitgliedern Anja Röder und Chris Centner wurde herzlich für ihr Engagement in den vergangenen Jahren gedankt.

Zum Ausblick gab es abschließend bereits erste Informationen zum geplanten Programm der Kulturfahrt 2024, die am 02. und 03.11.2024 nach Basel führen wird. Genauere Informationen dazu folgen noch. Passend zur Vorführung des Strohbärenbindens zu Beginn der Versammlung gab nun der Strohbärenexperte Werner Baiker aus Empfingen in einem spannenden Vortrag einen Überblick über die Hintergründe, die verschiedene Techniken, Materialien sowie die geographische Verbreitung der Strohbären.

Absoluter Höhepunkt der Versammlung bildete die vom Maskenschnitzer Thomas Hahn in wochenlanger Arbeit zusammengetragene Larvenrunde. Mit rund 140 Masken und Narrenfiguren zeigte er in der beeindruckenden Sonderausstellung nicht nur die Entwicklung der Wellendinger Larventradition, sondern auch zahlreicher umliegender Orte. Zugleich war dies auch eine Dokumentation des umfangreichen Lebenswerkes der Familie Hahn, die über zwei Generationen hinweg mit ihren Arbeiten und Entwürfen das fastnächtliche Gesicht der Region mit prägt. Sein Vater Theo Hahn wurde 1931 in der thüringischen Rhön geboren und hatte dort den Beruf des Holzbildhauers auf der Schnitzschule Empfertshausen erlernt. Anfang der 1950er Jahre siedelte er nach Wellendingen um und schnitzte bis in die 1980er Jahre Larven für verschiedene Orte, wie Wellendingen, Wehingen, Gosheim, Haigerloch oder auch Rottenburg. Bereits mit 13 Jahren begann Thomas Hahn seinem Vater Theo beim Maskenschnitzen zu helfen. Aus zunächst einfachen Arbeiten wurde immer mehr und mit 16 Jahren schnitzte er die erste eigene Maske. Dennoch erlernte er nicht den Beruf des Bildhauers, sondern absolvierte stattdessen eine Lehre als Elektriker. Das Maskenschnitzen blieb Nebenbeschäftigung. 1982 übernahm er im Alter von 23 Jahren das Maskenschnitzen von seinem Vater vollständig. Neben Wellendinger Masken schnitzt er u.a. für Schwenningen (Schantle, Hansel, Ziegelbuben), Rottweil, Haigerloch, Zepfenhan, Deilingen, Frittlingen, Böttingen, Irslingen und Bochingen. Von fast allen Orten waren seine Larven in dieser Sonderausstellung zu sehen, darunter auch die ganz neu geschaffenen Nachbildungen alter Larven, darunter die Einzelfiguren „Remple“ und „Uhrafiedla“ der Narrenzunft Haigerloch. Auch seine Entwürfe für Masken neuer Narrenfiguren, wie die Muckenspritzer Mahlstetten (1994) oder die Aldinger Hexen (1994) und Narros (1995) waren zu sehen. Viele der ausgestellten Larven wurden fotografiert und werden in den nächsten Wochen auch in unserem Virtuellen Maskenmuseum zu sehen sein.

Für diese großartige und mit viel Aufwand zusammengestellte Larvenrunde möchten wir uns bei Thomas Hahn und seiner Familie ganz herzlich bedanken. Ebenso gilt unser herzlicher Dank der Narrenzunft Wellendingen, insbesondere der Strohbärengruppe mit Guido Hermann und Hartmut Ratz, für die tolle Organisation und Gastfreundschaft. Zum gemütlichen Abschluss und Austausch über die gewonnenen Eindrücke trafen sich die Larvenfreunde in einem Gosheimer Lokal.

Bilder: Andreas Ulmer, Dominik Cirelli, Andreas Reutter