Kühn, Walter

Herkunft

Deutschland, Baden-Württemberg, Schwarzwald, Hornberg

Geburtsjahr

1930

Sterbejahr

1996

Schaffensperiode

1950 - 1996

Beruf

Holzbildhauer, Holzbildhauermeister, Steinbildhauer, gelernter Steinbildhauer, Steinbildhauermeister

Ausbildung

Walter Kühn wurde 1930 in Baden-Baden als Sohn eines Kaufmanns geboren und absolvierte ab 1944 seine Ausbildung zum Holzbildhauer bei der Firma Herr in Hornberg, einem großen Holzbildhauerbetrieb mit damals 36 Angestellten. Bereits in diesem Betrieb sammelte er erste Erfahrungen mit dem Schnitzen von Fastnachtsmasken. Nach der Gesellenprüfung 1948 arbeitete er zunächst weiter bei seinem Ausbildungsbetrieb und ab 1952 als Modellbildhauer für die Uhrenfabrik UNEX in Bad Dürrheim. 1955 kam er mit seiner Familie nach Hornberg und arbeitete bei der Holzbildhauerfirma Glück in Biberach im Kinzigtal. Nach der Meisterprüfung macht er sich 1964 selbständig als Holz- und Steinbildhauer.
In seiner Werkstatt schnitzte er neben vielen Reliefs auch Stühle, sakrale Figuren, Krippenfiguren und Grabmale. So schuf er für die Hornberger Kirche eine Marienstatue. Besonders beliebt bei heimkehrenden kanadischen Soldaten waren seine Nierentische mit geschnitzten Schwarzwaldmotiven. Für das Museum Vogtsbauernhof schnitzte er vor Ort auch zahlreiche Gegenstände und u.a. nach einer alten Vorlage das Passionskreuz (Arma-Christi-Kreuz) für den Hippenseppenhof. Neben Holz und Stein arbeitete er auch in Bronze. Das Schnitzen von Fastnachtsmasken spielte ebenfalls eine große wenn auch nicht alleinige Rolle in seiner Tätigkeit.
Parallel zu seiner Bildhauertätigkeit arbeitete er in den 1970er Jahren als Werklehrer in der Wilhelm-Hausenstein-Schule Hornberg.
Bis kurz vor seinem Tod am 11.11.1996 war er als Bildhauer aktiv.
Mit seinem Tod endete die lange Tradition von Hornberg als Holzschnitzer- und Holzbildhauerstadt, in der zeitweise über 100 Meister und Gesellen tätig waren. Ein Teil der Schnitzerwerkstatt von Walter Kühn kann zusammen mit seinen Masken des Urteufels und der ersten Brunnenhansel im Stadtmuseum Hornberg besichtigt werden.

Weitere Informationen

Walter Kühn hatte persönlich einen sehr engen Bezug zur Fastnacht und hat die Hornberger Fastnacht mit seinem Wirken stark geprägt. Auch im Narrenrat der Narrenzunft Hornberg war er einige Jahr aktiv, ebenso als Redner in der Bütt. 1950 schuf er aus Lindenholz die Maske des lachenden Urteufels und trat damit an der Fastnacht in Erscheinung. Damit lieferte er den Anstoß zur Schaffung der Hornberger Hörner, die 1951 zum ersten Mal vorgestellt wurden.
Entworfen wurde diese Teufelsmaske vom Grafiker Storz und geschnitzt vom Bildhauer Josef Rhenelt, der wie Kühn in der Bildhauerwerkstatt Herr als Meister tätig war. In der Folgezeit schnitzte Walter Kühn die meisten Hörner-Masken.
Zudem schuf er 1957 als Narrenfigur für Familien den Entwurf für den Brunnenhansel der Narrenzunft Hornberg. Inspiration dafür war die vom Steinbildhauer Knittel geschaffene Narrenfigur auf dem Stadtbrunnen. In dieser neu geschaffenen Narrenfigur war Walter Kühn selbst närrisch unterwegs. 1958/59 schnitzte er für seine Familie weitere Brunnenhanselmasken, zu denen seine Frau das Häs fertigte. Gemeinsam führten sie den Kinderumzug an. Diese zunächst für seine Familie geschaffene Narrenfigur übernahm 1960 die Narrenzunft offiziell als „Hornberger Brunnenhansel“. Allein vom Brunnenhansel schnitzte Walter Kühn über 100 Masken.
Auch der Entwurf und die Umsetzung der Maske der Hornberger Schloßberghexen stammt von ihm.
In den 1970er Jahren entwarf und schnitzte er aus Weymouthskiefer als Einzelfigur für die Hornberger Fastnacht den Hofschlurfe.
Daneben schnitzte und entwarf er u.a. auch Masken für Wolfach, Alpirsbach (das Bettelmännle), sowie einzelne Masken für Hausach, Haslach, Elzach und Zell a.H.
Als Holz verwendete er überwiegend Weymouthskiefer, aber auch Lindenholz. Bei der Fertigung ganzer Serien wurden die Masken ab Ende der 1970er Jahre grob vorgefräst, Einzelaufträge wurden von ihm jedoch immer komplett von Hand geschnitzt. Die Bemalung der Larven erfolgte meistens durch ihn selbst, teilweise arbeitete er auch mit örtlichen Malern, wie Fritz Schweizer zusammen.

Noch aktiv

nein

Quellenangaben

Kühn, Walter (1991): Die Gestalten der Narrenzunft Hornberg
Neuß, Wolfgang (2000): Chronik der Narrenzunft Hornberg
Schwedt, Herbert; Schwedt, Elke und Blümcke, Martin (1984): Masken und Maskenschnitzer der schwäbisch-alemannischen Fasnacht; S. 105f
Informationen der Familie Kühn, Peter Kühn; Kandern

Bilder:
Elke Schwedt, Zentralarchiv der Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte, Bad Dürrheim
Familie Peter Kühn, Kandern

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